«Poggio al Sole» – zwei Bündner in der Toskana.
Johannes Davaz ist in Fläsch aufgewachsen, Kathrin Davaz ist Davoserin. Nach der Winzerlehre hat Johannes in Wädenswil die Fachhochschule abgeschlossen. Es war Ende der 80er-Jahre als in ihm die Idee aufkam, ausserhalb der Heimat Weine zu produzieren. Es musste eine Gegend sein, welche die Rahmenbedingungen besass, qualitativ hochstehende Rotweine zu produzieren. So war es naheliegend, sich zunächst im benachbarten Ausland – sprich in Frankreich oder eben in Italien nach Möglichkeiten umzusehen.
Möglicherweise lag es daran, dass sich Bündner sowohl kulturell als auch geografisch Italien etwas näher fühlen, dass zuerst eben da gesucht wurde. Nach verschiedenen Exkursionen ins Piemont, führte eine nächste Reise in die Toskana.
Im Februar 1990 kamen die damals noch nicht einmal 30-jährigen Bündner erstmals auf «Poggio al Sole»: Es war Liebe auf den ersten Blick, als sie das malerische Anwesen sahen. Noch am gleichen Tag wurden die Vorverträge unterzeichnet – ein Vorhaben, dass ausschliesslich jugendlichem Übermut zuzuschreiben war. Nichtsdestotrotz hat sich dieser Schritt als goldrichtig erwiesen.
Es sind die besondere Lage des Gehöfts und der Weinberge, die Böden sowie die Einbettung zwischen schönsten Eichenwäldern, die «Poggio al Sole» zu einem ganz besonderen Juwel machen. So kam es, dass Johannes und Kathrin Davaz im Februar 1991, die Zelte in der Schweiz abbrachen und mit viel Enthusiasmus und Tatendrang in die Toskana zogen.
Die Illusion, dass in Italien immer die Sonne scheint und es entsprechend warm ist, wurde den beiden spätestens dann klar, als sie eines schönen Morgens, wenige Tage nach ihrer Ankunft, die schöne Toskana im weissen Winterkleid überraschte. Eisige Temperaturen und kaum Möglichkeiten, das gut ausgestattete Sommerhaus auf Zimmertemperatur zu bringen, vermochte die Begeisterung des jungen Ehepaares über den gewagten Schritt ins Ausland jedoch nicht zu trüben.
In den ersten Jahren ging es primär darum, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen, gleichzeitig sollten die ersten Märkte erschlossen werden. Schon bald wurden die Weine von der internationalen Fachjury und der Presse entdeckt und hochbewertet. Dies hatte zur Folge, dass der Verkauf des «Chianti Classico» bestens Fahrt aufnahm und sich in vielen Ländern gut etablieren konnte.
Von den Anfängen bis heute
Die Rebfläche von «Poggio al Sole» bestand anfangs aus sieben Hektaren des damals typischen Mischsatzes für «Chianti Classico». Es waren die Sorten Sangiovese, Canaiolo, Malvasia und Trebbiano. Viel Arbeit – aber ebenso viel Potenzial, das die jungen Winzer sofort erkannten. So gestaltete sich ««Poggio al Sole» » zum reinsten Eldorado für den jungen Pioniergeist: Bereits im Frühjahr 1992 wurden alte Rebstöcke ausgerissen und neue, bessere Klone angepflanzt. Im Laufe der Jahre kam immer wieder neues Land dazu, das dann zu neuen Weinbergen wurde. So beträgt die heutige Gesamtrebfläche rund 24 Hektare, auf welchen mittlerweile vorwiegend Sangiovese-Trauben angebaut werden.
Im Jahre 2002 wurde mit dem Bau des neuen Kellers begonnen, der 2004 in Betrieb genommen wurde. Dieser ist unterirdisch und damit deutlich weniger von den saisonalen Temperaturunterschieden unterworfen. Während den sommerlichen Hitzeperioden, kann zusätzlich eine eigene Klimaanlage in Betrieb genommen werden; gespiesen wird diese aus der eigenen Fotovoltaikanlage. Für eine optimale Feuchtigkeits-Regulation kommen die mit Tuffstein verkleideten Innenwände zum Einsatz.
Nachhaltigkeit und naturnahe Produktion wurden auf ««Poggio al Sole» » schon immer grossgeschrieben und aktiv praktiziert.Die Tatsache, dass die Reben nebst der Produktion der Trauben einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Bindung von CO2 leisten und entsprechend viel Sauerstoff freisetzen, ist dabei kein unwesentlicher Punkt. Über dies hinaus funktioniert der Betrieb der Wasser- und Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und Heizung autark. Mit der Umstellung der Produktion auf Bio hat ««Poggio al Sole» » 2013 einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht; wenig später kam die Zertifizierung «vegan» dazu.
Nächste Generation und Zukunftspläne
Lange Zeit sah es so aus, dass keiner der Kinder den Betrieb in der Toskana weiterführen würde. Nach der schulischen Grundausbildung an öffentlichen Schulen in der schönen Toskana, sind alle vier etappenweisen für eine vertiefte Berufsbildung in die Schweiz gezogen. Dabei konnte sich niemand für den Weinbau und die Kellerarbeit begeistern.
Das Blatt wendete sich plötzlich und unerwartet, als der Zweitälteste Valentino als ausgebildeter Wirtschaftsfachmann begann, seine Möglichkeiten und Perspektiven neu zu überdenken. Seit April 2019 ist er gemeinsam mit seiner Frau Stephanie im Betrieb tätig. So kam erneut ein frischer und junger Wind in den Betrieb.
So wird demnächst, eine Locanda in unmittelbarer Nähe zum Weingut in Betrieb genommen. Es ist ein kleines Weinlokal mit fünf wunderschön eingerichteten Doppelzimmern. Ein malerischer Ort, der zum Verweilen und Entschleunigen einlädt; gelegen inmitten traumhafter mediterraner Weinberge.