Kommen wir zur Ausbildung, kannst du uns den Ablauf und die Inhalte der Ausbildung in der Schweiz kurz beschreiben?
Die Ausbildung mit eidg. Fachausweis ist berufsbegleitend und dauert ca. ein Jahr. Die Seminare finden an einzelnen Tagen statt (31 Unterrichtstage) und werden in vier Module unterteilt:
Modul 1 – Weinbau, Kelterung, Weinkunde
Modul 2 – Weinkenntnisse der ganzen Welt
Modul 3 – Service, Beratung, Foodpairing
Modul 4 – Betriebswirtschaft
Jedes Modul wird mit einer schriftlichen Prüfung abgeschlossen. Die bestandenen Modulprüfungen sind unter anderem Voraussetzung für die Teilnahme an der Abschlussprüfung. Auf jeden Unterrichtstag wird sich selbstständig von zu Hause aus vorbereitet, und nach dem Seminar folgt die Nachbearbeitung. Der Unterricht wird von unterschiedlichen Dozenten gehalten, die aus verschiedenen Bereichen der Weinbranche stammen. Beispielsweise besuchten wir ein Weingut oder eine Rebschule. Natürlich wird auch viel degustiert, um die Typizitäten der Rebsorten und deren Anbauregionen kennenzulernen. Ein besonderes Highlight war der Foodpairing-Tag, an dem wir verschiedene Speisen mit unterschiedlichen Weinen verkosteten, um zu veranschaulichen, wie sich die Wahrnehmung des Weins verändert, wenn nur eine Komponente des Essens geändert wird (z. B. mehr Salz, Butter, Zucker etc.). Zudem wird eine Projektarbeit erstellt, die an der Abschlussprüfung präsentiert wird.
Was war für dich persönlich dabei die grösste Herausforderung?
Ich war zum Zeitpunkt der Ausbildung noch relativ jung und hatte beruflich vor allem mit Schweizer Weinen zu tun. Deshalb war insbesondere das zweite Modul herausfordernd, in dem es um die Weinkenntnisse der ganzen Welt ging. Mit Anfang 20 hat man in der Regel noch nicht so viel Wein degustiert und so viel Erfahrung wie jemand, der bereits älter ist. ;-)
Gibt es einen Aspekt, der dich besonders begeistert oder überrascht hat?
In diesem Beruf hat man nie ausgelernt. Die Vielfalt an Weinen ist unglaublich. Die Gegebenheiten (Klima, Terroir, Wetter, Technik, Traubensorten, Geschmack, Ideen, Menschen) verändern sich stetig, und jeder Jahrgang ist wieder anders. Das ist zum einen herausfordernd, da man stetig am Ball bleiben muss, um auf dem neuesten Stand zu sein. Gleichzeitig ist jedoch genau das der Reiz an diesem Beruf – es gibt immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen, was es extrem spannend macht.
Wie sieht die Prüfung aus zum Schluss aus und wie hast du dich darauf vorbereitet?
Die Prüfung besteht aus vier Teilen:
Praktische Prüfung (60 Min.): Gästeempfang, Beratung, Verkauf, Service, Degustation.
Degustation: Drei Weine werden blind verkostet, dabei wird das Degustationsformular ausgefüllt (Auge, Nase, Gaumen, Gesamteindruck). Zudem werden drei Spirituosen verkostet, die bestimmt werden müssen.
Beratung und Service (Rollenspiel): Zwei Experten fungieren als Gäste, denen Weine empfohlen, serviert und dekantiert werden.
Präsentation eines Weinbaugebiets: Zwei Weinbaugebiete werden zugelost, eines davon wird präsentiert, gefolgt von Fragen zum zweiten.
Schriftliche Prüfungen (150 Min. Fallstudie, 60 Min. Betriebswirtschaft).
Mündliche Prüfung (45 Min. Präsentation der Projektarbeit).
Ich habe mich vorbereitet, indem ich viel Theorie gelernt, viel degustiert und mir die Weine aus der Weinkarte eingeprägt habe. Zudem habe ich die Abläufe wie Service und Dekantieren verinnerlicht, damit dann am Prüfungstag alles sitzt.